Wien ist ja bekannt für Fehlplanungen allerlei. Dabei braucht man nicht einmal an den berühmten AKH-Skandal (der sogar eine eigenen Wikipedia-Eintrag hat) zurückdenken. Auch in jüngster Zeit gibt es genügend Skandale, die Zeitzeuge für Planungsfehler und eine verquerte Stadtplanung sind. Das Krankenhaus Nord kostet mindestens das Doppelte der Veranschlagten rund 800 Millionen Euro, das Wiener Stadthallenbad wurde ganze 4 Jahre (!) saniert – von den Kosten ganz zu Schweigen und ein besonderes Gustostück war der fehlende U-Bahn Anschluss des brandneuen Wiener Hauptbahnhofes. Dafür mussten extra People-Mover installiert werden, um die weiter weg gelegene U-Bahn Station zugänglich zu machen.
Wien: Müllplatz statt Öffis
Und was hat die verfehlte Wiener Stadtplanung mit Purkersdorf zu tun? Viel. Leider. Direkt bei der A1-Auffahrt (bzw. Westeinfahrt) hat die Stadt jetzt nämlich völlig sinnfrei einen riesen Müllplatz gebaut. Damit wurde eine große Freifläche, die für P&R-Stellplätze oder bspw. für die Verlängerung der U4 genutzt hätte werden können, mit Müll zugepflastert. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das einfach völlige Ignoranz bestehender Probleme oder aber wieder ein Beispiel einer komplett verfehlten Stadtplanung ist. Wie die Bürgerinitiative „Pro U4 Verlängerung“ berichtet, wurde dieser Müllplatz sogar gegen den Willen der ansässigen Bevölkerung errichtet.
Der neue Müllplatz wird im Übrigen auch dafür sorgen, dass der Verkehrsfluss in der Westeinfahrt zusätzlich behindert wird. Kamen in den vergangenen Jahren schon etliche Ampeln rund um die Autobahn Auf- und Abfahrt hinzu, werden zahlreiche Ausfahrer vom Müllplatz dafür sorgen, dass der Verkehrsfluss an der Ausfahrtsstelle weiter ins Stocken gerät.
Kurz gesagt, baut die Stadt Wien lieber einen Müllplatz anstatt den öffentlichen Verkehr zu fördern und so auch Autofahrer aus der Stadt fernzuhalten. Da wird offensichtlich lieber auf Zwangsmaßnahmen wie das Wiener Parkpickerl gesetzt, das für Mehreinnahmen von über 150 Millionen Euro im Jahr sorgt. Und das auf Kosten der Wiener und der Pendler.
Besonders die Grünen sehen Wien immer als leuchtendes Vorbild für den öffentlichen Verkehr. Dieses Bild ist aber romantisch verklärt, wenn man sich die Fakten ansieht. So liegt beispielsweise der Modal-Split in Niederösterreich bei 30 Prozent ÖV (Öffentlicher Verkehr) und 70 Prozent MIV (Motorisierter IndividualVerkehr). In Wien liegt der Anteil des Öffentlichen Verkehrs nur um 6 Prozent höher – also bei 36 Prozent. Und das obwohl Wien – eh klar als Ballungsraum – ein relativ gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz bietet. Aber vermutlich sind es genau Aktionen wie jene mit dem Müllplatz statt der U-Bahn Verlängerung, die es verhindern, dass der ÖV-Anteil weiter steigen kann. Schade – hier wurde eine Chance vertan.